Ein Bandscheibenvorfall in der LWS (=Lendenwirbelsäule) gehört zu den häufigsten Verletzungen im Rücken.
Mittlerweile leidet fast jeder Dritte mindestens einmal im Leben darunter.
Betroffene haben oftmals viele Fragen:
- Was ist ein Bandscheibenvorfall eigentlich genau?
- Wie konnte mir das passieren?
- Muss ich jetzt unters Messer?
- Was kann ich nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS tun?
Damit ein Bandscheibenvorfall nicht den Rest des Lebens beeinträchtigt, ist eine gute Therapie nach dem Vorfall das A und O. Welche Punkte diese erfüllen sollte, klären wir neben weiteren Fragen in diesem Artikel.
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Was ist eine Bandscheibe eigentlich?
Eine Bandscheibe ist eine flexible, faserknorpelige Verbindung zwischen zwei Wirbelkörpern.
Wir Menschen besitzen 23 Bandscheiben, die ca. 25% der Länge der gesamten Wirbelsäule ausmachen.
Bandscheiben bestehen aus zwei Teilen:
- dem äußeren Faserring (Anulus Fibrosus) und
- dem inneren Gallertkern (Nucleus Pulposus).
Während der äußere Faserring aus relativ festen Fasern besteht, enthält der Gallertkern knapp 80-85% Wasser.
Wenn diese Flüssigkeit austritt, sprechen wir dann von einem Bandscheibenvorfall in der LWS (=Prolaps).
Schon gewusst? Die Bandscheibe ernährt sich durch Be- und Entlastung.
Durch ihre strukturelle Beschaffenheit sind die Bandscheiben optimal dafür geschaffen, Stöße abzudämpfen und Druck auf die Wirbelkörper zu verringern.
Die Doppel-S-Form der Wirbelsäule unterstützt zusätzlich die stoßdämpfende Funktion der Bandscheiben.
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Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Der Bandscheibenvorfall in der LWS (auch Discushernie) ist wohl die bekannteste Ursache von Rückenschmerzen.
Dabei treten Teile der Bandscheibe hervor und können auf Nervengewebe drücken.
Manchmal bleiben Bandscheibenvorfälle aber auch unerkannt und zeigen keine Symptome.
Insgesamt unterscheidet man drei Varianten.
Die häufigste Variante eines Bandscheibenvorfalls ist eine Protrusion – eine Vorwölbung der Bandscheibe, bei welcher der Faserring unverletzt bleibt.
Sie entsteht durch wiederholtes einseitiges Beugen der Lendenwirbelsäule. Tritt beispielsweise eine Protrusion hinten links auf, wurde sich viel nach vorn rechts gebeugt.
Die zweite Variante ist der Prolaps. Dabei bricht die Bandscheibe in sich zusammen, der Faserring reißt ganz oder teilweise und es tritt Material aus der Bandscheibe aus.
Die Ursache auch hier: Wiederholte einseitige Belastungen.
Die dritte Variante eines Bandscheibenvorfalls ist ein Riss des Faserrings, wobei der Gallertkern aus dem Spalt heraustritt.
Schon gewusst? Mindestens die Hälfte aller Bandscheibenvorfälle heilt spontan selbst.
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Welche Symptome hat ein Bandscheibenvorfall in der LWS?
Welche Symptome ein Bandscheibenvorfall in der LWS auslöst, hängt stark von der Position und dem Ausmaß des Vorfalls ab.
Entscheidend ist, ob und welche benachbarten Strukturen wie Rückenmark oder Spinalnerven betroffen sind.
So kann es auch passieren, dass ein Bandscheibenvorfall in der LWS keinerlei Symptome auslöst, weil keine Nervenstrukturen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Neben Rückenschmerzen sind weitere Symptome sehr typisch für einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule:
- Sensibiliätsstörungen im Rücken,
- die teilweise bis ins Gesäß oder Bein ausstrahlen,
- Schmerzen beim Beugen oder Drehen des Rückens,
- Lähmungserscheinungen in Rücken und Beinen.
Rot eingekreist ist der Bandscheibenvorfall in der LWS erkennbar.
In seltenen Fällen werden die Nerven im Rücken derart geschädigt, dass ein Bandscheibenvorfall in der LWS Störungen beim Stuhlgang oder Urinieren verursacht.
Dies gilt gemeinsam mit Taubheitsgefühlen im Genitalbereich und den Beinen als Red Flags und sollte umgehend von einem Arzt untersucht werden!
Wenn diese Symptome auftreten, musst du sofort zum Arzt!
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Wie kannst du einen Bandscheibenvorfall in der LWS erkennen?
Äußerlich ist ein Bandscheinvorfall in der LWS nicht erkennbar. Jedoch kannst du mit einem einfachen Test herausfinden, ob bei dir ein Bandscheibenvorfall in der LWS die Ursache sein könnte.
Setze dich dazu an den Rand eines Stuhls.
Rolle dich nun langsam beginnend in der Halswirbelsäule ein, bis dein kompletter Rücken rund wird.
Treten dabei Schmerzen auf, sobald du den unteren Rücken beugst?
Dann kann dies ein Indiz für einen Bandscheibenvorfall in der LWS sein.
Rolle dich langsam von oben nach unten ein.
Wenn du feststellen solltest, dass du auf eine Beugung der Lendenwirbelsäule sensibel bzw. schmerzhaft reagierst, ist es eine gute Idee, als nächstes einen Arzt zu besuchen.
Schildere ihm deine Ergebnisse.
Anschließend wird der Arzt verschiedene motorische und neurologische Tests durchführen, um sich ein genaues Bild über deinen Bandscheibenvorfall machen zu können.
Dabei stellt er fest, welche Nervenwurzel genau betroffen ist, testet eventuell die Ansteuerung verschiedener Muskeln sowie die Nervenleitgeschwindigkeit.
Nachdem sich der Arzt ein genaues Bild der Situation gemacht hat, wird er wahrscheinlich ein bildgebendes Verfahren anordnen. Das MRT hat sich dafür als geeignet erwiesen, während eine gewöhnliche Röntgenaufnahme weniger aussagekräftig ist.
Basierend auf den Ergebnissen kann ein individueller Fahrplan für die Rehabilitation erstellt werden.
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Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall überhaupt?
Obwohl neuere Untersuchungen darauf hindeuten, dass die Rückenposition nicht mit Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule zusammenhängen, berichten Betroffene und deren behandelnde Physiotherapeuten von typischen Mustern, die zur Verletzung führten.
Es taucht dabei immer wieder eine Kombination aus starker Flexion und Last auf. Entweder durch wiederholtes Beugen der Lendenwirbelsäule mit mittlerer Last oder Beugen mit hoher Last.
Dabei zeigt eine sehr gute Studie von Bret Contreras und Brad Schoenfeld (Quelle), dass häufige Beugungen bei einer gesunden Wirbelsäule kein Problem darstellen. Sofern der Wirbelsäule auch immer wieder Zeiten zur Erholung gegeben wird.
Geschieht dies nicht, kann ein häufiger Flexions-Extensions-Zyklus die Toleranzgrenze der Gewebe im Rücken übersteigen.
Kommen zur starken und häufigen Beugung noch andere Einflussfaktoren wie Genetik, Rauchen, Dehydration, Übergewicht o.Ä. hinzu, erhöht das die Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls zusätzlich.
Wer sein Glück besonders herausfordern möchte, führt zusätzlich zur Beugung eine Drehung und eine Seitneigung mit der Wirbelsäule aus (z.B. beim Be- und Entladen eines Autos). Aber bitte nicht Zuhause nachmachen!
Weitere Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall in der LWS findest du in der Infobox.
Schon gewusst? Diese Risikofaktoren begünstigen einen Bandscheibenvorfall in der LWS
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Ist eine Operation notwendig?
In den meisten Fällen ist nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS eine konservative Therapie das Mittel der Wahl.
Dabei werden Muskeln gestärkt und die Wirbelsäule stabilisiert.
Dr. Stuart McGill schlägt in schweren Fällen eine interessante Option vor:
Konservative Therapie ist oftmals besser als eine Operation.
Bei der gespielten Operation werden alle Phasen einer normalen Operation durchlaufen. Nur dass die Operation nicht stattfndet.
Der Patient durchläuft also die kompletten Reha-Phasen mit Ruhe und anschließender Therapie. Dr. Stuart McGill gibt an, damit ähnlich gute Ergebnisse erzielt zu haben.
Und dennoch wird es Fälle geben, in denen eine Operation eine Option ist, die in Erwägung gezogen werden sollte.
Etwa wenn selbst nach mehrwöchiger konservativer Therapie die Symptome nicht besser werden oder wenn die Nerven, die für Darm- und Blasenentleerung zuständig sind, in Mitleidenschaft geraten sind.
Dabei stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl, die mit dem Arzt besprochen werden sollten:
- minimalinvasive Verfahren,
- Auflösung des Bandscheibenkerns,
- Laserabtragung,
- Entfernung des Bandscheibenmaterials durch die Haut und
- eine offene Bandscheiben-OP.
Dabei sollte dir immer bewusst sein, dass eine OP ein Risiko darstellt und ein Erfolg bzw. anschließende Schmerzfreiheit nicht garantiert sind. Es kann sogar zur Narbenbildung kommen, die ebenfalls auf Nerven drückt.
Darum sollte eine tatsächliche Operation von einem Arzt gut abgewogen werden.
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Bandscheibenvorfall in der LWS behandeln
Die ersten beiden Wochen nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS gelten als Akutphase. Danach lindern sich die Symptome häufig.
Jedoch kannst du die Genesung unterstützen. Dazu zeige ich dir hier vier Schritte, die für den Erfolg enorm wichtig sind.
Bereit? Los geht's!
Schritt #1: Schmerzfreie Haltungen finden
Rückenschmerzen nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS sind haltungsbedingt.
Manche Haltungen provozieren Schmerzen eher als andere. Daher gilt es herauszufinden, welche Haltungen genau die Probleme verursachen.
Ein Therapeut sollte dich behutsam durch die Schmerzanalyse begleiten.
Auf diese Weise findest du heraus, auf welche Haltungen du zunächst verzichten solltest und welche unproblematisch sind.
Das ist auch wichtig!
Denn nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS reagieren die Gewebestrukturen zunächst sehr sensibel und benötigen einige Zeit, sich zu desensibilisieren.
Indem wir schmerzhafte Haltungen vermeiden, unterstützen wir unseren Körper und verhindern möglicherweise ein chronisches Schmerzgedächtnis.
Mit einer individuellen Schmerzanalyse lassen sich Körperhaltungen entdecken, die Schmerzen provozieren.
Schon gewusst? Chronische Schmerzen werden fast nie von Gewebeschäden begleitet.
Schritt #2: Die Rumpfmuskulatur stärken
Um zukünftig weitere Instabilität in der Körpermitte zu vermeiden, sollten in der Frühphase der Rehabilitation auch Übungen für eine starke Rumpfmuskulatur eingeführt werden.
Bei den Übungen gilt es darauf zu achten, dass diese die Wirbelsäule nicht unter unnötige Belastung setzen.
Im Falle eines Bandscheibenvorfalls in der LWS bedeutet das konkret, KEINE Übungen mit starken Beugungen im Rücken auszuführen, z.B. Sit-Ups, Roll-Ups etc.
Die schlauere Alternative sind die goldenen Drei von Prof. Dr. Stuart McGill.
Diese drei Übungen stellen das Fundament der Rücken-Reha dar und können von jedem ausgeführt werden.
In einem anderen Artikel haben wir die drei Übungen ausführlich besprochen. Schau also gern hier vorbei: So stärkst du deine Rumpfmuskulatur.
Schritt #3: Hüftbeugung von Beugung im Rücken unterscheiden
In der weiteren Rehabilitation nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS geht es vor allem darum, gute Bewegungsmuster zu erlernen.
Eines der wichtigsten ist die Unterscheidung zwischen einer Beugung in der Hüfte und einer Beugung in der Wirbelsäule.
Leider beherrschen nur sehr wenige Menschen beide Bewegungen unabhängig voneinander. Allerdings benötigen wir dieses Bewegungsmuster, um den Rücken nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS zu schonen und Scherkräfte zu minimieren.
Auf dem Bild erkennst du, wie die Bewegung aussehen soll.
Der Rücken wird in neutraler Position gehalten, während sich aus der Hüfte nach vorn gebeugt wird.
Mit diesem Bewegungsmuster werden Scherkräfte und Belastungen auf die Wirbelsäule minimiert.
Die Hauptlast wird auf das starke Gesäß verlagert.
Die Hüfte beugt sich, während der Rücken neutral gehalten wird.
Wenn man die Hüftbeugung nicht direkt beherrscht, können einige Zwischenschritte zum Erfolg führen.
Schritt #4: Grundlegende Bewegungsmuster
Im nächsten Schritt geht es darum, alle grundlegenden Bewegungsmuster zu beherrschen und ein breites Bewegungsrepertoire aufzubauen.
Auf diese Weise lernen wir, die Wirbelsäule in so vielen Positionen wie möglich zu stabilisieren. Zum einen erhalten wir dadurch ein großes Selbstvertrauen. Zum anderen beugen wir erneuten Verletzungen vor.
Dr. John Rusin beschreibt sechs grundlegende Bewegungsmuster, die wir erlernen dürfen. Fast alle weiteren Bewegungen sind dann nur eine Variation der Grundmuster. Aber Basics First.
Diese sechs grundlegenden Bewegungsmuster sind:
- Die Hüftbeugung,
- Die Kniebeuge,
- Der Ausfallschritt,
- Drücken,
- Ziehen und
- Tragen.
Mit diesen sechs grundlegenden Bewegungsmustern erlernen wir, die Wirbelsäule sicher durch den Raum zu bewegen.
Wenn du dir unsicher bist, lass dir die Übungen bitte von einem qualifizierten Trainer erklären. Dieser sollte auch immer eine Alternativübung parat haben, falls bei der Übungsausführung schmerzen auftreten.
Schritt #5: Belastbarkeit kommt von Belastung
Auch wenn die Angst vor erneuten Verletzungen nach einem Bandscheibenvorfall in der LWS groß ist. Irgendwann muss der Rücken wieder belastet werden.
Nachdem die Akutphase überstanden ist, die Rumpfmuskulatur gestärkt und grundlegende Bewegungsmuster erlernt wurden, wird es Zeit, den Rücken nach und nach wieder zu belasten.
Das ist enorm wichtig, um deinen Rücken belastbarer zu machen und zukünftige Verletzungen zu vermeiden.
Wenn du Angst davor hast, kannst du dich von einem erfahrenen Trainer begleiten lassen, der dich dabei unterstützt, die passenden Übungen und Belastungen für dich zu finden.
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Jetzt bist du dran!
Da du den Artikel bis hierhin gelesen hast, gehe ich davon aus, dass du ernsthaft daran interessiert bist, deine Bandscheibenprobleme loszuwerden.
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