"Die Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall ist bleibend." erzählt mir Yvonne.
Vor zwei Jahren hatte sie eine OP an den Bandscheiben, die leider nicht optimal verlaufen ist. Seitdem kämpft sie mit starken Rückenschmerzen und ausstrahlenden Beschwerden.
Nachdem sie sich lange hängenließ, fand sie den Weg zu mir.
Und obwohl sie für immer eine Fußheberschwäche haben wird, hat sie es geschafft, ihre Rückenschmerzen deutlich zu reduzieren und ihre Schmerzmedikamente abzusetzen.
Darüber hinaus hat sie wieder mit den Dingen beginnen können, die sie liebt und hat Freude an Bewegung.
Mit welchen Methoden sie das geschafft hat, erfährst du in diesem Artikel.
Viel Spaß beim Lesen!
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel ist nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben und enthält aktuelle Ergebnisse aus der modernen Forschung. Dennoch ersetzen die Inhalte keine ärztliche Beratung, sondern dienen lediglich der Information.
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Wie entsteht eine Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall?
Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall klingt schlimm. Doch was genau verbirgt sich dahinter?
Leider berichten Betroffene immer wieder, dass sich behandelnde Ärzte nicht ausreichend Zeit nehmen, um dieses Problem zu erklären. Dann heißt es nur: "Da drückt etwas auf den Nerv."
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn Nervenschädigung ist nicht gleich Nervenschädigung.
Manche klagen über ausstrahlende Schmerzen. Andere über Missempfindungen wie Kribbeln im Fuß. Wieder andere über Taubheit und Kraftverluste.
Was genau unterscheidet das eine vom anderen?
Die moderne Schmerzforschung grenzt dabei zwei Arten ausstrahlender Beschwerden voneinander ab:
- Radikuläre Schmerzen: Es drückt nichts auf den Nerv, sondern die Nervenwurzel oder eine benachbarte Struktur ist entzündet. Dabei entstehen die typischen ausstrahlenden Nervenschmerzen.
- Radikulopathie: Etwas drückt auf den Nerv, z.B. das Material einer Bandscheibe. Dadurch kommt es zu einer Kompression und der betroffene Nerv wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folge: Taubheit, Kraftverlust usw.
Natürlich kann in der Realität auch beides gleichzeitig auftreten. Für die passende Therapie macht es aber Sinn zu wissen, welcher Mechanismus im Vordergrund steht.
Denn bei radikulären Schmerzen wollen wir vor allem die Entzündung in den Griff bekommen. Bei einer Radikulopathie wollen wir vor allem die Kompression des Nervs behandeln.
Moderne Leitlinien empfehlen bei radikulären Schmerzen übrigens keine OP. Eine Operation wird nur bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall empfohlen, wenn eine Radikulopathie mit spezifischen Symptomen auftreten [1].
Welche das sind, erfährst du im nächsten Abschnitt.
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Wann ist eine OP bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall notwendig?
Eine Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall kann zu starken Rückenschmerzen, ausstrahlenden Beschwerden und Taubheit führen. Sich da Sorgen zu machen und Angst zu haben, ist völlig normal!
Und selbst wenn sich jemand mit dem Thema und den aktuellen Studien sehr gut auskennt, verschont ihn das nicht vor diesen Gefühlen und Gedanken.
Das zeigt der bekannte Physiotherapeut Adam Meakins mit seiner Rückenverletzung in diesem Artikel.
Doch zurück zur eigentlichen Frage, wann eine OP bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall notwendig ist.
Denn obwohl ausstrahlende Schmerzen im Bein belastend sind, ist der natürliche Verlauf sehr gut. In der Regel verbessern sich die Beschwerden innerhalb von 6 Wochen. Falls nicht, kann eine Injektion mit Corticosteroiden unterstützend helfen [2].
Zusätzlich können dich die drei Tipps weiter unten dabei unterstützen.
Ebenso ist der Verlauf einer Radikulopathie gut. Wenn "nur" Taubheit auftritt, verbessern sich die Beschwerden bei 4 von 5 Betroffenen innerhalb von 6 Wochen. Nach 24 Wochen haben 93% keine Beschwerden mehr [3].
Das gilt auch, wenn nur ein leichter Kraftverlust vorliegt, der den Alltag nicht einschränkt.
Der Durchschnitt für die meisten Betroffenen liegt irgendwo bei 16 Wochen, also rund 4 Monate.
Das Problem: Bei einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall ist der Erfolg einer OP höher, je früher sie durchgeführt wird.
Daher sollte bei den folgenden Symptomen lieber zu früh als zu spät gehandelt werden:
- Inkontinenz oder Schwierigkeiten den Stuhl zu halten,
- stark eingeschränkte oder nicht vorhandene Reflexe,
- massive Kraftverluste, die den Alltag einschränken,
- Beschwerden, die länger als 6 Wochen bestehen und/ oder
- ausstrahlende Beschwerden, die mit der Zeit zunehmen.
Einfach gesagt: Je stärker die motorischen Einschränkungen, desto eher ist eine OP angeraten [3].
Wenn du dir unsicher bist, ob eines der genannten Symptome auf dich zutrifft, besprich dich bitte mit einem Arzt!
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3 hilfreiche Strategien bei einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall
Eine Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall macht Angst. Oftmals fühlt man sich dem ganzen hilflos ausgeliefert. Umso wichtiger ist es, den Schmerzmechanismus zu verstehen, um aktiv etwas tun zu können.
Die folgenden drei Strategien haben sich in der Praxis bewährt.
Strategie #1: Der Foramen Opener
Wie cool wäre es, wenn du mit einer einfachen Bewegung deine Beschwerden sofort lindern könntest? Tatsächlich gibt es die!
Eine Untersuchung am Kuopio University Hospital in Finnland führte eine bestimmte Bewegung bei Betroffenen mit mittleren und großen Bandscheibenvorfällen aus. Das Ergebnis: 75% der Probanden hatten danach deutlich weniger Beschwerden im Vergleich zur Kontrollegruppe [4].
In Ermangelung eines coolen Namens in der Studie habe ich die Übung auf Foramen Öffner getauft. Und so sieht sie aus:
Lege dich auf die Seite, wobei unter deiner LWS ein Kissen liegt.
Wichtig: Das Bein, in das deine Ausstrahlungen sind, liegt oben.
In den Hüft- und Kniegelenken hast du jeweils 90°.
Lass nun beide Unterschenkel vor der Liegefläche nach unten hängen.
Durch dieses Manöver wird die Lendenwirbelsäule auf der betroffenen Seite geöffnet. Die Folge: Weniger Druck auf den Nerv und eine verbesserte Durchblutung.
Strategie #2: Der McKenzie Ansatz
Oftmals erleben Menschen mit Bandscheibenvorfall mehr Schmerzen, wenn sie sich nach vorn beugen.
Im Gegensatz dazu kann es die Beschwerden lindern, wenn sie sich nach hinten strecken.
Kannst du deine Symptome mit einer Rückbeuge lindern? Dann ist das ein sehr gutes Zeichen und deutet auf eine gute Prognose hin [5].
So kannst du den Prone Press Up immer wieder über den Tag verteilt in deine Routine einbauen.
Lege dich dazu auf den Bauch. Ist das angenehm? Dann ist das schon ein gutes Zeichen!
Platziere die Hände dann etwa auf Schulterhöhe und drücke dich sanft nach oben.
Du musst es dabei nicht übertreiben. Komme nur so weit nach oben, wie es sich für dich gut anfühlt. Halte die Endposition kurz und kehre dann in die Ausgangsposition zurück.
Wiederhole diese Bewegung bis zu 10 mal. Manchmal dauert es ein paar Anläufe, bis die Symptome einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall zurückgehen.
Aber wenn sich deine Beschwerden zum Beispiel aus dem Fuß in den Rücken zurückziehen, ist das ein gutes Zeichen!
Strategie #3: Ketogene Ernährung
Bei einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall haben Nerven ein Problem: Durch die Kompression bekommen sie weniger Sauerstoff, als sie bräuchten.
Jedoch sind Nerven selten so unterversorgt, dass du die Folgen eines Bandscheibenvorfalls sofort merkst. In den meisten Fällen treten die Ausfallerscheinungen erst nach ein paar Tagen auf.
Hier kommt die ketogene Ernährung ins Spiel. Bei dieser Ernährungsweise wird weitestgehend auf Kohlenhydrate verzichtet und der Körper gewinnt seine Energie vor allem aus Fetten sowie Proteinen.
Der Vorteil: Selbst in einer sauerstoffarmen Umgebung können Zellen damit ausreichend Energie gewinnen.
Das wirkt sich auch auf die Nervenregeneration aus. So konnte eine Untersuchung an der Stanford University School of Medicine in Kalifornien die positiven Effekte einer ketogenen Ernährung auf die Regeneration von Nerven zeigen [6].
Der einzige Wehrmutstropfen: Der beste Zeitpunkt damit anzufangen war gestern. Denn eine ketogene Ernährung funktioniert bei einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall besser, wenn du bereits vorher einmal daran angepasst warst [7].
Der zweitbeste Zeitpunkt damit anzufangen ist jetzt.
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Jetzt bist du dran!
Da du den Artikel bis hierhin gelesen hast, gehe ich davon aus, dass du ernsthaft daran interessiert bist, deine Bandscheibenprobleme loszuwerden.
Leider kursieren viele Mythen und Halbwahrheiten, die dir auf deinem Weg Steine in den Weg legen. Wenn du schon mal etwas probiert hast, du aber nur kurzfristig Erfolge hattest, weißt du, was ich meine...
Darum habe ich die Erkenntnisse aus der modernen Schmerzforschung und die Erfahrungen mit meinen Klienten in einfachen Lektionen zusammengefasst. Diese findest du im kostenfreien 7-Tage-Email-Training. Konkret erwartet dich:
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Über Felix
Meine Name ist Felix Kade und ich arbeite als Personal Trainer in Leipzig, sowie als Dozent für (Reha-)Trainer in ganz Deutschland. Unter anderem bin ich ausgebildet als medizinischer Fitnesstrainer, Reha-Trainer für Orthopädie, Faszientrainer und vieles mehr.
Durch moderne Erkenntnisse aus der Neuro- & Schmerzwissenschaft helfe ich meinen Klienten, den Schmerzkreislauf schneller hinter sich zu lassen und wieder mehr Zeit sowie Energie für die wichtigen Dinge im Leben zu haben.
Titelbild: henadzi - canva.com
[1] Greitemann, B., Schmidt, R.: S2k-Leitlinie zur Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik. Erreichbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-048l_S2k_Konservative-operative_rehabilitative-Versorgung-Bandscheibenvorfall-radikulae_2021-06.pdf Abgerufen am 27.06.2022
[2] Patel, E. A., & Perloff, M. D. (2018, December). Radicular pain syndromes: cervical, lumbar, and spinal stenosis. In Seminars in neurology (Vol. 38, No. 06, pp. 634-639). Thieme Medical Publishers.
[3] Sharma, H., Lee, S. W. J., & Cole, A. A. (2012). The management of weakness caused by lumbar and lumbosacral nerve root compression. The Journal of Bone and Joint Surgery. British volume, 94(11), 1442-1447.
[4] Shacklock, M., Rade, M., Poznic, S., Marčinko, A., Fredericson, M., Kröger, H., ... & Airaksinen, O. (2022). Treatment of Sciatica and Lumbar Radiculopathy with an Intervertebral Foramen Opening Protocol: Pilot Study in a Hospital Emergency and In-patient Setting. Physiotherapy Theory and Practice, 1-11.
[5] May, S., Runge, N., & Aina, A. (2018). Centralization and directional preference: An updated systematic review with synthesis of previous evidence. Musculoskeletal Science and Practice, 38, 53-62.
[6] Sayadi, J. J., Sayadi, L., Satteson, E., & Chopan, M. (2021). Nerve injury and repair in a ketogenic milieu: A systematic review of traumatic injuries to the spinal cord and peripheral nervous tissue. PLoS One, 16(1), e0244244.
[7] Liśkiewicz, A., Właszczuk, A., Gendosz, D., Larysz-Brysz, M., Kapustka, B., Łączyński, M., ... & Jędrzejowska-Szypułka, H. (2016). Sciatic nerve regeneration in rats subjected to ketogenic diet. Nutritional Neuroscience, 19(3), 116-124.
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